GESCHICHTE


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Das äußere Erscheinungsbild von Geschäftsauslagen und Portalen mit ihren großflächigen durchgängigen Glasfronten, so wie wir sie heute kennen, wurde vor allem durch die Entwicklung entsprechender Glassorten geprägt. Einen wesentlichen Schritt setzte bereits Ende des 17. Jahrhunderts der Franzose Bernard Perrot mit der Erfindung des Gussglasverfahrens. Im Zuge der Industriellen Revolution wurde dieses Verfahren weiterentwickelt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde erstmals die Herstellung von großen, gleichmäßigen und relativ dünnen Glasplatten möglich. Ab den 1960iger Jahren wurde dieses Verfahren dann durch die Herstellung des sogenannten Floatglas ersetzt, das in England entwickelt wurde und heute überall mit den bekannten großflächigen Glasfronten zum Einsatz kommt.

Im 18. und 19. Jahrhundert dominierten durch Blei- und später Holzsprossen unterteilte Fensterfronten das Erscheinungsbild der vornehmen Geschäftsstraßen und weltstädtischen Passagen der Großstädte. Einfache Geschäfte des täglichen Bedarfs, Geschäfte in den Aussenbezirken und Vororten präsentierten ihre Waren vor ihrem Lokal auf dem Gehsteig und an den geöffneten Holzläden von Eingang und Ladenfenstern. Man musste also in vielen Fällen erst das Geschäft betreten, um sich von der Vielfalt des Angebotes ein Bild machen zu können, aber auch im Ladeninneren waren die Waren oftmals eher in Form eines Lagers organisiert, als auf entsprechende Präsentation gegenüber dem Kunden.

Etwas in das Fenster „auslegen“, bzw. Waren durch die „Auslage“ oder das „Schaufenster“ zu betrachten war bis Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts zumeist den eleganteren Geschäften und Passagen in innerstädtischer Lage vorbehalten. Einhergehend mit der Weiterentwicklung der Produktion von großflächigen Glasfronten setzte sich die bewusste Warenpräsentation auch in anderen Lagen und Geschäftsbereichen durch.

Diese neue Form der Warenpräsentation, die auch Alltags- und Gebrauchsgegenstände, wie Lebensmittel, Geschirr, Waschmittel, Seifen, Hausratswaren und vieles mehr mit einschloss, hatte nicht nur Auswirkungen auf das äußere Erscheinungsbild eines Geschäftes. Ebenso betroffen waren Veränderungen im Inneren: aus unübersichtlichen Warenlager wurden Verkaufslokale, die ihr umfangreiches Angebot im Verkaufsraum ebenso ansehnlich präsentieren wollten, wie in deren Auslage.

Das Bewusstsein für die Notwendigkeit anspruchsvoller Portal- und Geschäftsraumarchitektur entwickelte sich übergreifend in vielen Geschäftsbereichen weiter. Schaufenster, Geschäftsschild und Eingangstüre sind dabei einer steten Weiterentwicklung unterzogen: von kleinen, vitrinenartigen Fenstern zu großflächigen Auslagen, vom gemalten Schild zur Neonschrift, von schmalen Eingangstüren zu niederschwelligen und großzügig gestalteten Eingangsbereichen. Immer eng verbunden mit einer entsprechenden Produktpräsentation, die durch ansprechendes Design von Ware und Verpackung und durch eindringliche Bewerbung ihre Zielgruppen zu gewinnen sucht.

INFO:


weiterführende Literatur:

Johannes Spalt: Portale & Geschäfte. Historische Wiener Geschäftsauslagen. Wien, Köln, Weimar 1999.

Susanne Breus: Window Shopping. Eine Fotogeschichte des Schaufensters. Wien 2010.


Fotonachweis:

Mann vor dem Schaufenster der Fa. V. Mayer’s Söhne, k. u. k. Hofjuweliere (spezialisiert auf Orden und Ehrenzeichen), Stock-im-Eisen-Platz, Wien. Foto: Emil Mayer (zw. 1905 und 1914). Public Domain.

Juwelier Wagner: 1010 Wien, Kärntner Strasse 32. Geschäftsportal um 1940. Wikimedia Commons, CC-BY-SA-3.0:
By Juwelier Wagner (Own work) [CC-BY-SA-3.0]